Eine international anerkannte Konzertpianistin nimmt Platz für eine ungewöhnliche Begegnung: Classical Cat goes Jazz, und Katja Labeque hatte ja immer schon ein Faible für das afroamerikanische Kulturerbe. Die Herausforderung ist groß, beileibe nicht jedem klassisch geschulten Musiker möchte man so eine Schlitterpartie zumuten, denn das Eis ist dünn auf dem Pendelparkett. Labeque wagte sich auf die Mitte des Sees -- und der Versuch gelang. Das Allstar-Album hat vierhändige Klaviermusik zum Konzept. Labeque, die genau wusste, was sie will, machte bei der Auswahl ihrer Partner keine halben Sachen, engagierte alles, was Rang und Namen hat -- unter anderem Chick Corea, Herbie Hancock, Gonzalo Rubalcaba, Joe Zawinul: Little Girl Blue ist ein Treffen der Giganten. Standards und Eigenkompositionen wurden von den angeheuerten Jazzprofis für zwei Klaviere arrangiert, der Rest ist Inspiration auf wechselhaftem Modern Mainstream Terrain. Besonders intensiv ist das Zusammenspiel von Labeque und dem Kubaner Gonzalo Rubalcaba (bestimmt wurden dem Duo nicht von ungefähr drei Stücke reserviert). Die Kommunikation zwischen den Tastenvirtuosen funktioniert intuitiv, feurige Attacken, flexible Dynamik und ausgelassene Experimentierfreude treiben den Vulkan in die Höhe. Auch das Duo mit Joe Zawinul gleicht einem brodelnden Kesseltreiben. Effektvoll angelegt, funky und groovy klingt das rasante Stück in der Kombination mit Klavier und Zawinuls Keyboardkreationen. Weniger gefunkt hat es zwischen Labeque und Chick Corea, auch das Duo mit Joey DeFrancesco ist nicht gerade originell. Aber im Ganzen gesehen ist das mutige Kammermusikprojekt ein voller Erfolg, und man kann zweifelsfrei festhalten, dass Katja Labeque ihre Hausaufgaben mehr als gründlich gemacht hat. --Katharina Lohmann