Die Geschwindigkeit von Bäumen ist bekanntermaßen sehr gering, auf Ellis Pauls Album geht es doch etwas schneller zur Sache. Ellis Paul präsentiert auf The Speed Of Trees eine abwechslungsreiche Mischung aus melodischem Folkpop und Rock, mit gelegentlichen Country- und Blueselementen. Der Singer/Songwriter aus Boston, dessen Stimme etwas an Feargal Sharkey, den Sänger der 70er-Jahre-Punklegende The Undertones erinnert, ließ sich fast fünf Jahre Zeit für sein nächstes Album nach Translucent Soul (sein Live-Album und die schwer erhältliche B-Seiten-Sammlung Sweet Mistakes nicht mitgerechnet). Im Vergleich zum emotionalen Vorgängeralbum fällt The Speed Of Trees deutlich rockiger aus, was aber keineswegs eine Verschlechterung darstellt. Ellis Paul hat ein ausgezeichnetes Gespür für unmittelbar ansprechende Melodien, denen seine subtilen, teils humorvollen Texte Tiefe verleihen. Der etwas kantigere Sound fügt den gefühlvollen Songs etwas Biss hinzu, der ihnen gut steht. Auf diesem Album erfüllte sich der Bewunderer Woody Guthries (Ellis Paul trägt ein Tattoo mit Guthries Porträt auf dem Arm) einen persönlichen Wunsch, indem er einen Songtext seines Idols mit einer Melodie versah. "God"s Promise" entstand zu einer Zeit, als Guthrie bereits schwer erkrankt war (siehe hierzu auch Mermaid Avenue von Billy Bragg und Wilco) und es existieren keine Aufzeichnungen darüber, welche Melodie Guthrie dafür vorgesehen hatte. Nora Guthrie, die Tochter der amerikanischen Folklegende, war von Pauls Version jedenfalls begeistert, wie dem im Booklet abgedruckten Brief zu entnehmen ist. Außerdem sind auf The Speed Of Trees Jennifer Kimball und Lucy Kaplansky in Gastauftritten zu hören. --Albrecht Volk