A Man in Full

Preis 14.18 - 17.00 USD

EAN/UPC/ISBN Code 9780553381337


Dieser Titel ist in englischer Sprache. Seit er 1972 seinen Klassiker, den Essay "Why They Aren"t Writing the Great American Novel Anymore" veröffentlichte, hat Tom Wolfe seine schriftstellerischen Präferenzen laut und deutlich vorgebracht. Für den Musterknaben des New Journalism ist Minimalismus eine Pleite, wenn nicht gar eine Folge von Mutlosigkeit. Die wahre Aufgabe des amerikanischen Schriftstellers sei es, große Romane über gesellschaftliche Beobachtungen zu produzieren -- von der Sorte, die Balzac auftischen würde, hätte er sich ins Viagra-Zeitalter hinübergerettet. Wolfes Manifest hätte einen arroganten Klang, hätte er es nicht bereits 1987 mit The Bonfire of the Vanities geschafft. Nun, mehr als ein Jahrzehnt später, ist er wieder da mit einem zweiten Roman. Ist der "Mann in Weiß" seinen eigenen Ansprüchen gerecht geworden? In vielerlei Hinsicht müßte die Antwort "Ja" lauten. Wie sein Vorgänger ist A Man in Fulleine Großleinwand-Arbeit, in der eine Vielzahl von Figuren an der gefetteten Stange des gesellschaftlichen Lebens hoch- beziehungsweise (rasch) an ihr herunterklettern. "In einem Zeitalter wie diesem", erinnert uns eine der Figuren, "im ausgehenden 20. Jahrhundert, war gesellschaftliche Stellung alles, und sie zu erringen, war das Schwierigste, was es gab". Wolfe hat ganz gewiß den Schauplatz geändert. Statt auf New York konzentriert er sich hier auf Atlanta, Georgia, wo der Kampf um Revier und Macht durch Südstaatenanstand zumindest leicht patiniert ist. Die Handlung dreht sich um Charlie Croker, einen egomanischen Südstaatler mit einem im Zerfall befindlichen Immobilienimperium am Hals. Aber Wolfes Aufmerksamkeit konzentriert sich genauso stark auf zwei Nebendarsteller: einen im sozialen Abstieg begriffenen Familienvater, Conrad Hensley, und Roger White II, afroamerikanischer Anwalt bei einer renommierten Kanzlei. Was diese Nebenhandlungen letztendlich zusammenführt -- und einen Feuersturm des Rassenhasses in Atlanta auszulösen droht --, ist die angebliche Vergewaltigung einer Debütantin durch Georgia Tech Football-Star Fareek "The Cannon" Fanon. Eine detaillierte Inhaltsangabe der Handlung wäre natürlich in etwa so lang wie ein durchschnittlicher minimalistischer Roman. Nur soviel sei gesagt -- A Man in Full ist voll von der Sorte hervorragender klassischer dramaturgischer Elemente, wie wir sie von Wolfe inzwischen erwarten. Eine Wachteljagd auf Charlies 29.000-Morgen-Plantage, ein Wichtigtuer-Abend im Sinfoniekonzert, eine politisch geladene Pressekonferenz -- der Autor setzt diese Szenen zusammen mit einer Freude, die sich rasch auf den Leser überträgt. Das Buch ist darüber hinaus sehr, sehr komisch. Die Anwaltskanzleien, wie die vornehme, erfolgreiche Fogg Nackers Rendering & Lean, könnten direkt von Dickens stammen, und Wolfe läßt sogar seinen Nebenfiguren, wie den Berufshinterwäldler Opey McCorkle, lebendig werden: In wahrer Opey-McCorkle-Manier erschien er zum Abendessen mit kariertem Hemd, karierter Krawatte, roten Filzhosenträgern und um seinen Schmerbauch einen großen, alten Ledergürtel, der aussah wie etwas, mit dem man ein Maultier anspannen könnte. Aber hier hatte er seinen sonst üblichen Schwall von schwülstiger Rhetorik gemischt mit Baker-County-Ismen abgelegt. Leser auf der Suche nach einem netteren, sanfteren Wolfe werden möglicherweise enttäuscht sein. Während er die (notwendige) Überlegenheit des Satirikers gegenüber seinem Sujet bewahrt, neigt er dazu, genau dann seine Überlegenheit zu verlieren, wenn er versucht, uns zu bewegen. Trotzdem, wenn es um die maximalistische Porträtierung der amerikanischen Szene geht -- und um reine Satz-für-Satz-Unterhaltung -- dann sieht es so aus, als ob 1998 tatsächlich das Jahr des Wolfes werden kann. --James Marcus