Mit ihrem vierten Album Autobahn gelang Kraftwerk aus Düsseldorf 1974 der erste internationale Coup. Das dominante, hypnotische Titelstück von über zwanzig Minuten Länge war ein radikaler Bruch mit ihrer bisherig voltgeladenen Maschinenmusik. Die Idee kam der vierköpfigen Band bei einer Autobahnfahrt in Ralf Hütters VW. Mit dem neuerworbenen Moog verfremdeten sie die mit Tonband aufgezeichneten Verkehrsgeräusche zu einer amüsanten Autofahrt samt Startgeräusch und Gehupe. Zudem setzte die Band erstmals erfolgreich Gesang ein, der über Vocoder gezogen wurde. Die naiven Kindreime erinnerten an die Beach Boys, das Gesamtergebnis an die Route 66. Auch die verfeinerten Klangbilder "Kometenmelodie", "Mitternacht" und "Morgenspaziergang" bestachen durch klar strukturierte Melodien. Kraftwerk war die Pioniertat gelungen, zeitgenössische Elektronik mit der Dynamik von Rockmusik zu verbinden und den Grundstein zum Genre Techno-Pop zu legen. Die konzeptionelle Grafik von Emil Schult machte das Album zu einem Gesamtkunstwerk. Auf die innovativen Klänge fuhr man weltweit ab. Kraftwerk eroberten Platz 5 der amerikanischen LP-Charts und mit der Single Platz 25. In England und Deutschland plazierten sich LP und Single in der Top Ten. Ein Jahr später wurde Kraftwerk weltweit zu den größten musikalischen Hoffnungen gewählt.--Ingeborg Schober