Otep ist ein Quartett aus Los Angeles, das von der temperamentvollen Otep Shamaya angeführt wird und das einen Höllenlärm wie sonst kaum jemand entfesselt. Sevas Tra wurde von Terry Date (Pantera, Deftones) fantastisch produziert und bewegt sich von tiefstem und chaotischem Getöse über atmosphärisch elektronische Gefilde bis hin zu rasenden Metal-Klängen und folgt hierbei auf den Spuren von Nine Inch Nails und den erwähnten Pantera. Am wichtigsten ist bei allem ganz eindeutig Shamaya selbst. Wie Tairrie B von Manhole und Tura Satana, die man am ehesten als ihre Vorbilder bezeichnen könnte, schreit und weint sie ihre Wut und ihren Schmerz heraus. Mit Dates Unterstützung geht sie von dem Wimmern eines kleinen Mädchens über zu dem Knurren eines Raubtiers und endet in einem ohrenbetäubenden Schrei. Und ebenso wie Tairrie tritt sie ein für weibliche Selbstbehauptung in einer grausamen Welt, die von Männern wimmelt, die sie manipulieren (und, wie in "Tortured" beschrieben sind es auch Männer auf sexuellen Abwegen). Aber Shamaya geht über Tairries Trauma der postchristlichen Epoche hinaus in ihre eigene Welt heidnischer Gottheiten und entfesselter Festlichkeiten. Sie nimmt für sich in Anspruch, von klassischen Autoren, insbesondere von den Beat-Poets beeinflusst zu sein (ihre Name ist ein Anagramm von "Poet" und dem Albumtitel von "Art Saves"). Sie glaubt an "Trance-Formation", das Durchleben unterschiedlicher Zustände mithilfe von Oteps Musik. Hierin gleicht sie Jim Morrison zu dessen Schamanen-Phase. Ihre Heilslehre ist sicher verwirrend und manchmal moralisch ein wenig zweifelhaft, aber mit Sevas Tra ist ihr dennoch ein großer Wurf gelungen. --Dominic Wills