Lolita

Der Roman schildert die unselige Leidenschaft des 1910 in Frankreich geborenenLiteraturwissenschaftlers und Privatlehrers Humbert Humbert zu der kindhaftenund gleichzeitig frühreifen 12-jährigen Dolores Lolita Haze. HumbertHumbert ist Mädchen zwischen neun und vierzehn Jahren verfallen; derenvollkommene Inkarnation findet er in Lolita. Um in ihrer Nähe bleiben zukönnen, heiratet er ihre Mutter, die Witwe Charlotte Haze; er verursachtindirekt deren Tod und beginnt mit Lolita - aus Furcht vor Entdeckung seinerverbotenen Leidenschaft - ein unstetes Reiseleben durch die USA. HumbertHumbert stellt bald fest, dass sie verfolgt werden, und eines Tages istLolita, offenbar mit dem Verfolger im Bunde, verschwunden. Als er sie nachJahren wiedersieht - verheiratet, schwanger und in ärmlichen Verhältnissenlebend -, weigert sie sich, zu ihm zurückzukehren, doch gelingt es ihm,den Namen des damaligen Nebenbuhlers zu erfahren. Es ist der DramatikerClare Quilty, den er in einer furiosen Racheszene erschießt. Mit sprachlicherund stilistischer Virtuosität geschrieben, zahlreiche literarische Anspielungenaufweisend und mit distanzierender Ironie unterlegt, ist der Roman wederSchilderung der Überschreitung moralischer Schranken noch Diagnose einerdekadenten Epoche, sondern am ehesten die Geschichte einer tragischen Leidenschaft,die ihren Gegenstand - wenn überhaupt - nur um den Preis der Zerstörungerreichen kann. Versuche, den Roman allegorisch zu deuten, wonach seinThema v. a. in der Konfrontation des alten Europa Humbert Humbert mitdem jungen Amerika Lolita zu sehen sei, hat Nabokov zurückgewiesen.