Orchesterwerke
Preis 14.88 USD
Matthias Pintscher wurde 1992 in Hitzacker mit dem Kompositions- und Publikumspreis gleichzeitig bedacht und bekannt. So ausgereift sein Stil und seine Technik damals schon waren, seine neuen Werke zeigen eine extremere Klangwahl und, wie es Pintscher selber beschreibt, "spektral aufgebrochene, differenziertere" Ausformulierungen. Damit löst er scheinbar unbekümmert die größten Schwierigkeiten der Zwölftonmusik: Zusammenhänge, Form und Raum zu gestalten. Die kurzen, prägnanten "Fünf Orchesterstücke" zeigen seine Arbeitsweise anschaulich. Die verschiedenen Orchestergruppen korrespondieren miteinander, bis ein Ergebnis, der Kompromiß, mit dem Gesamtklang ertönt. Dagegen ist "Thomas Chatterton" eine intensive Beschäftigung mit der menschlichen Stimme. Die Aufzeichnungen des gleichnamigen jungen Schriftstellers, der 1770 erst 17jährig auf geheimnisvolle Weise verstarb, befassen sich mit dem Scheitern des verkannten Genies. Musik und Gesang gehen intensiv auf diesen Text ein. Die als "realistisch" bezeichnete Einleitung zeigt sich hektisch, dunkel und verzweifelt. Weiche, durchscheinende, von Wutausbrüchen unterbrochene Lichtblicke folgen. Der Bariton Urban Malmberg sticht aus dem Orchester klar hervor, mühelos gelingt ihm der schwierige Wechsel zwischen Gesang und Sprache. "Choc" (Zusammenprall) ist eine Musik aus Abgründen, die im Hörer etwas erreichen will. Hohe, sich überschneidende Töne lassen den Einzelklang verschwinden. Ein deutlich neuer Höreindruck entsteht, mit dem Pintscher arbeitet, indem er ihn gegen einen dunklen Gegenpart setzt. Die Zwischenräume weisen auf anklingende, bekannte Zitate hin: eine feierliche Glocke, ein wehklagender Geigenton, eine mächtige Fanfare. Diese CD zeigt, daß Pintscher, obwohl schon herausragend auf dem Gebiet der Zwölftonmusik, noch lange nicht am Ende seiner Ideen ist. --Sabine Stoessel