Kenner werden von Silver Lining, der neuesten Fortsetzung einer Reihe von brillanten Alben mit lockerem Boogie, Blues und Singer/Songwriter-Folk, nicht enttäuscht sein. Auch diese CD, die mit Bonnie Raitts erfahrener Tourband aufgenommen und (wieder einmal) von dem viel beschäftigten Duo Mitchell Froom und Tchad Blake koproduziert wurde, ist von hoher Qualität. Die Frage ist wie immer nur, ob das Songmaterial das Album zu etwas Außergewöhnlichem macht. Bonnie Raitt hat die Songs gewohnt geschmackvoll ausgewählt und unter anderem zwei fremde Meisterwerke wieder entdeckt: den Titelsong von David Gray und Jude Johnstones Ballade "Wounded Heart", mit der das Album ausklingt. Nicht so gut gelungen und ärmer an Überraschungsmomenten sind die Stücke, die Bonnie zusammen mit ihrer Band geschrieben hat. Zu den instrumentalen Höhepunkten zählen Bonnies Slidegitarrenduell mit Roy Rogers auf "Gnawin" It" und die afrikanischen Highlife-Klänge, die der Gitarrist Andy Abad auf "Hear Me Lord" von Oliver Mtukudzi mit großer Fingerfertigkeit hervorbringt. Der Art, wie der Tastenmann Jon Cleary den Barrelhouse-Boogie spielt, hört man durchweg an, dass Billy Payne von Little Feat zu seinen Einflüssen zählt. Gelegentlich hat man zwar den Eindruck, die Produzenten hätten etwas mehr Spielraum für die charakteristisch unorthodoxe Instrumentierung bekommen sollen, mit der sie schon so manches Arrangement aufgelockert haben, aber Silver Lining ist auch so ein Album, das bei häufigerem Anhören nicht langweilig wird. --Rob Stewart