Nach dem Grammy-dekorierten Album Muchas Flores gönnte sich die rassige Spanierin einen Ausflug ins Cineastische. In der Rolle der atemberaubenden und tragischen Torera brillierte sie in Almodóvars Oscar-gekröntem Hable Con Ella, überraschte dann durch Gastauftritte auf dem kubanisch gefärbten Werk Carlinhos Brown e Carlito Marron des Afrobrasilianers Carlinhos Brown und in Daniela Mercurys MTV-Mitschnitt Eletrodoméstico. Als multikolorierte Latina, die sich versiert durch das gesamte Stilkarussell zwischen Bossa und Rumba Gitan manövriert, kehrt sie ins Solo-Geschäft zurück. Rio, Havanna, Andalusien und Barcelona sind präsent in diesem stringenten Mix aus tausend Latin-Farben. Feurige Rumba und Flamenco sind immer noch zentrale Anlaufstationen in ihrem Universum, "En Mi Casa" und "das partymäßige "Aguanta Ahí" zeugen mit knackiger Percussion und virtuosen Gitarrero-Einlagen dafür. "Los Tangos De Mi Abuela" kommt als noch eine Spur aufgekratzter daher: Es ist eine kantige Verneigung vor ihrer Gitan-Mutter Lola. Eine kubanische Salsa von Beny Moré erliegt dem vulkanischen Charme des Flamenco und ganz und gar erstaunlich bleibt, wie elegant und schwebend Bossa-Rhythmik ins hispanische Flair eingekleidet wird: Das funktioniert im Titelstück ebenso prächtig wie in "Atado A Esa Mujer", einem erotischen Duett mit Ketama-Sänger Antonio Carmona. Überraschend auch, wie Carlinhos Browns "Jura De Samba", das in der brasilianischen Urversion eher im Mondschein-Tempo angegangen wurde, hier eine Prise Pfeffer abbekommt. Es sind die Balladen und eine beliebige Funknummer von Produzent Fernando Illán, die leider etwas farblos bleiben und der Vielfalt ein wenig Spannkraft rauben. Doch über die vielen Durchschnitts-Mimen des Latin Pop ragt Rosario auch mit diesem Opus meilenweit heraus -- nicht nur wegen hochhackiger Tanzschuhe. --Stefan Franzen