The Famous Lippmann + Rau Festivals Vol.3 - LEGENDS OF the American Folk Blues Festivals
Preis 27.99 - 39.98 USD
Blues-Bands, Gospel-Chöre, Folk-Sänger, Flamenco-Gruppen und Tango-Musiker: Die Konzertveranstalter Lippmann + Rau brachten vor über 40 Jahren die Welt nach Deutschland. Drei DVDs dokumentieren, wie uns damals die Ohren aufgingen. Jazzexperte Horst Lippmann war der "Visionär". Er spürte in den Ghettos von Chicago, im Mississippi-Delta und in den Kaschemmen texanischer Kleinstädte obskure Bluesmusikanten auf, die er den Leuten in Europa vorstellen wollte. Dort musste es dann der "Praktiker" Fritz Rau fertig bringen, "Veranstalter und Kulturämter vom Wert einer Horde wenig glamouröser Stars zu überzeugen, die keiner kannte". So beschreibt der Musik-Publizist Siegfried Schmidt-Joos im Interview die bahnbrechende Arbeit der Konzerveranstalter Lippmann + Rau. Die beiden Frankfurter wollten dem Publikum eine Alternative zum faden Schlager-Kitsch bieten und ahnten nicht, dass sie mit schwarzen Bluesbarden wie John Lee Hooker und Muddy Waters eine Generation von europäischen Rock- und Popmusikern inspirieren würden. Von einem ihrer größten, Mick Jagger, stammt der Satz: "Ohne Lippmann und Rau gäbe es uns nicht." Kein Zweifel, dass der 1997 verstorbene Lippmann und sein Partner Rau in den sechziger Jahren mit ihren "American Folk Blues Festivals" entscheidend zur Entwicklung des Rock in Europa beitrugen. Gleichermaßen beeinflussten die beiden das Entstehen eines Genres, das heute unter dem Label "World Music" geführt wird. Denn neben den amerikanischen Blues-, Gospel- und Country-Musikern brachten Lippmann + Rau auch Künstler aus Spanien, Brasilien, Argentinien und Bolivien in europäische Arenen und Konzertsäle. Entscheidend war, dass "all diese authentischen musikalischen Ausdrucksformen aus dem Volk heraus entstanden", schreibt Rau in seinen Erinnerungen "50 Jahre Backstage", 2005 erschienen im Palmyra Verlag. "Wie auch der Jazz nicht in den Herrenhäusern geboren wurde, sondern in den Bordellen von New Orleans, stammt der Flamenco aus spanischen Kneipen, und der Tango entstand in den Spelunken von Buenos Aires." So organisierten Lippmann + Rau auch das "Festival Flamenco Gitano", das "Festival Macumba y Bossa Nova do Brasil" und das "Festival Musica Folklorica Argentina". Heute sieht man diese Festivals als Vorläufer der Weltmusik-Bewegung. Denn die Exoten aus der weiten Welt weckten im Wirtschaftswunderland Bundesrepublik und bei anderen Europäern die Neugier auf fremde Kulturen und beflügelten Musiker zum Experimentieren mit neuen Formen. Glücklicherweise legten Lippmann + Rau großen Wert darauf, dass die Auftritte ihrer Musiker als "authentische Dokumentationen im Konzertsaal" aufgezeichnet wurden. In den Fernsehproduktionen des Südwestfunks und des Westdeutschen Rundfunks fand die auf World Music spezialisierte Plattenfirma "Tropical Music" nun das Material für drei hoch interessante DVDs. In Schwarz-Weiss sehen wir den ersten Auftritt der später weltberühmten Flamenco-Tänzerin La Singla außerhalb Spaniens; mit ihren Füßen erzeugt sie so viel Rhythmus wie eine ganze Gruppe von Perkussionisten. Gitarre spielt ein 16-jähriger Wunderknabe: Paco de Lucia. Die amerikanische Bluessängerin Koko Taylor erzählt dem Moderator Siegfried Schmidt-Joos mit verschüchterter Stimme, dass sie nun zum ersten Mal im Ausland und im Fernsehen singen werde – und röhrt wie befreit los, sobald ihre Begleitband einsetzt. Besonders für die afroamerikanischen Musiker, die in den sechziger Jahren in ihrer Heimat zur Unterschicht zählten, bedeuteten die Reisen durch Europa mit Unterkunft in gediegenen Hotels und Auftritten in Konzerthallen eine Art Kulturschock. Da waren Konflikte programmiert. So schlachtete der Sänger und Mundharmonikaspieler Sonny Boy Williamson in Baden-Baden ein Kaninchen, um sich daraus auf seinem Zimmer ein Essen zu kochen. In Kaiserslautern bedrohte der normalerweise sanfte Shakey Jake Harris den Portier seines Hotels mit einem Messer, weil der einer Verehrerin den Zutritt verwehrte. Der Musiker landete in einer Polizeizelle, kam aber am folgenden Morgen wieder frei – nachdem er dem Polizeipräsidenten auf seiner Mundharmonika einen Blues vorgespielt hatte. Der Beamte, schreibt Fritz Rau in seinem Buch, "drückte beide Augen zu – nachdem er zuvor seine Ohren umso weiter geöffnet hatte". -Spiegel Online, 30.Januar 2009 - "Weltmusik - Exoten im Wirtschaftswunderland" von Hans Hielscher