Schubert, Brahms, Schumann - Lieder
Preis 11.93 - 24.18 USD
Mit einem bunten Programm aus Liedern von Franz Schubert, Johannes Brahms und Robert Schumann debütiert die ungarische Mezzosopranistin Vesselina Kasarova auf dem heiklen Parkett des deutschen Kunstlieds, am Klavier unterstützt von Friedrich Haider, bisher vor allem als Dirigent auf dem CD-Markt präsent. Geniales findet sich direkt neben Groteskem, Atemberaubendes neben Ärgerlichem auf dieser bemerkenswerten CD. Kasarova verfügt, daran ist nicht im Mindesten zu zweifeln, über ein absolut außergewöhnliches Stimmmaterial. Vor allem in der höheren Lage vermag sie damit auf berückende Art zu zaubern, etwa in Franz Schuberts Romanze oder in Johannes Brahms" Feldeinsamkeit. Dabei ist ihre Intonation allerdings oft etwas gefährdet. Berühren die Kantilenen auch tiefere Lagen, benutzt Kasarova recht ungeniert ein etwas matronenhaftes Brustregister, mit dem sie auch höhere Töne gern "angluckst". Vor allem in den Liedern Schuberts, wo Poesie und Musik sich in einzigartiger Weise verbinden, kommen Mängel in der Beherrschung der deutschen Sprache zum Tragen: Vokalfärbungen stimmen nicht, die Gestaltung bestimmter Worte zum Beispiel in der Fischerweise oder in Im Frühling grenzt ans Kuriose, weil die Kenntnis der im Deutschen zur Verfügung stehenden Nuancen nicht vorhanden ist. Wo waren da der mit Gesang erfahrene Friedrich Haider, wo das Aufnahmeteam? Viele unfreiwillig komische Effekte hätten sicher verhindert werden können. Zu den genannten Eigentümlichkeiten des Gesangs, die auch unsinnige Atemzäsuren und manche Freiheit im Umgang mit dem Notentext einschließen, kommt das sonderbare Klavierspiel Friedrich Haiders, das in Überartikulation, dauerndem Verzögern und Buchstabieren zu Ersticken droht. Trotz all dieser Ärgernisse jedoch muss diese CD entschieden empfohlen werden, denn das, was sie für die Zukunft verspricht und im Versprechen bereits bietet, überwiegt als Gesamteindruck alle Mängel im Detail. Über weite Strecken vermag Kasarova Spannung aufzubauen, die sich schließlich in herrlich kraftvollen, eruptiven Spitzentönen entlädt. Von dieser Fähigkeit und von der zwischendurch immer wieder aufblitzenden, fast hysterischen Unruhe, die den finalen Ausbruch ankündigt, lebt Schumanns Rose, Meer und Sonne oder Brahms Von ewiger Liebe. Zauberhaft bietet Kasarova Schumanns Aufträge dar, und Brahms" O liebliche Wangen strotzt vor jugendlicher Kraft und Freude an den Möglichkeiten der eigenen Stimme. Wenn es der Sängerin gelingt, sich sprachlich und stilistisch deutlich zu verbessern, wird sie den Liedgesang in Zukunft mit ihrer einzigartigen Stimme entscheidend bereichern können. --Michael Wersin