Dies ist Tosca light. Die Rolle der Tenorstimme, Mario Cavaradossi, ist in Puccinis Partitur ziemlich schwierig und anstrengend angelegt. Diese Rolle war zum Beispiel eher für die robuste, tiefe Stimme von Placido Domingo geeignet als für den sanfteren und helleren Klang der Stimme von Luciano Pavarotti. Andrea Bocellis Stimme ist noch sanfter. Es ist eine wunderschöne Klangfarbe für einen Popsänger mit den hohen Tonlagen und dem Gespür eines Opernsängers. Das Orchester wird daher bei dieser Neuaufnahme im Hintergrund gehalten, und alle Solostimmen wurden nahe am Mikrofon aufgenommen, insbesondere die von Bocelli. Seine Fans werden nichts gegen diese akustischen Verhältnisse haben, und sie werden wahrscheinlich auch in dem immer noch so schönen, einnehmenden Klang seiner Stimme schwelgen, obwohl man ab und zu deutlich die Anstrengung spürt (und manchmal auch Ungenauigkeiten). Seine Interpretation der berühmten Arie des letzten Aktes "E lucevan le stele" ist bezaubernd. Sie wird mit langem Atem einfühlsam und gefühlsbetont dargeboten, allerdings ohne ins Melodrama abzugleiten. Was die anderen Interpreten anbetrifft, so ist Fiorenza Cedolins eine engagierte und echt wirkende Tosca, die allerdings die Erinnerung an Maria Callas nicht übertreffen kann. Der Bariton Carlo Guelfi singt die Rolle des Bösewichts Baron Scarpia mit dem entsprechenden Tonfall. Zubin Mehta leitet das Orchester bei einer Interpretation, die den Stil des Tenors von Bocelli mitträgt: eher persönliche Trauer als bombastische Übertreibung. Dies ist ein Angebot für Bocelli-Fans, also für viele Millionen Menschen. --Robert Levine