The Vivaldi Album Vol.2

Preis 9.39 - 15.26 USD

"Ich steige jetzt aus meinem Rollstuhl und spiele mit mehr Wissen", sagte Nigel Kennedy unlängst im Interview und setzte fort auf die Frage, wer Herr Vivaldi für ihn sei: "Ein ziemlich schizophrener Charakter, der viele seiner Träume nicht leben konnte. Er war Teil jenes Establishments, das er zugleich hasste. Wie er junge Musikerinnen ausbildete, die dann von reichen Männern für die Ehe weggekauft wurden: Das ist fast wie Edelprostitution. Ein bisschen ähnelt das übrigens meinem Leben im Musikbetrieb. Muss ich mich nicht auch dauernd anbieten, als eine Hure des großen Markts?" Da ist es wieder, das rotzfreche Lausbubenimage, von dem Nigel Kennedy nicht lassen kann oder will und das wir so an ihm lieben. Vielleicht, weil er auch so kluge Sätze sagen kann wie: "Jedenfalls würde ich ohne Vivaldi leben können, ohne Bach aber nicht. Er ist der Größte, weil er der Spirituellste ist. Vivaldi bietet vielleicht mehr Fun, aber ihn würde ich in zwanzig Jahren nicht besser spielen. Bach schon." Spaß hatte er bestimmt gehabt mit den Mitgliedern der Berliner Philharmoniker, als er dieses Vivaldi-Album einspielte mit mehr oder weniger bekanntem Repertoire. Sechs Concerti finden sich darunter, sowie eine Solo-Sonate. Die schnellen Sätze kommen fetzig daher, bei den langsamen spielt Kennedy sich allzu sehr in den Vordergrund, eben ganz romantischer (narzistischer) Virtuose. Hier wünschte man sich, er würde nicht nur, wie er im Interview bekennt, sich vom Klang alter Instrumente "stimulieren", sondern auch vom barocken Verhältnis zwischen Solist und Orchester. Doch sein einzigartig wunderschöner Geigenton gleicht vieles aus. Man fragt sich nur, warum er ein Instrument, das einen solchen kraftvollen, intensiven und warmen Ton zu produzieren imstande ist, ausgerechnet nach einem piepsigen in die Jahre gekommenen Popgirlie ("Kylie") nennt. Teresa Pieschacón Raphael