One Cure Fits All

Auch 15 Jahre nach dem Debüt-Minialbum Baby Teeth zeigen die irischen Haudegen noch jede Menge Biss. Mit One Cure Fits All führen Therapy? sogar die schärfste Klinge seit Suicide Pact – You First. Besagtes Album von 1999 markierte seinerzeit einen Wendepunkt für Therapy?: Von der Major-Mutter fallengelassen zeigten die Belfaster dem Business den Stinkefinger und schickten ihre Fans durch ein peitschendes Noiserock-Inferno, das alle Kinnladen herunterklappen ließ. Kommerzieller Selbstmord mit Ansage war das, aber musikalisch eine beeindruckende Klasse für sich. Von der eigenen Courage anscheinend selbst erschrocken, ruderten Therapy? danach ein paar Takte zurück, nahmen mit Grunge-Ikone Jack Endino das erschreckend belanglose Shameless auf und trennten sich mal wieder frustriert von ihrem Drummer. Zeit für einen neuen Wendepunkt, und der kam 2003 mit neuem Label und den mit viel Energie und Inspiration gesegneten Alben High Anxiety und Never Apologize Never Explain. Mit One Cure Fits All setzen Cairns & Co. nun ein dickes Ausrufezeichen hinter die aufsteigende Tendenz der letzten Jahre. Da ist alles drin, wofür man Therapy? nun schon so lange mag, wie dieses Land wiedervereinigt ist: störrische Leidenschaft ("Into The Light") und tiefe Melancholie ("Unconsoled"), treibende Rhythmik ("Sprung", "Deluded Son"), trockene Riff-Rock-Hymnen ("Our White Noise", "Walk Through Darkness") und ihre simplen Markenzeichen-Melodien ("Dopamin, Seratonin, Adrenaline"). Und wenn sie bei "Lose It All" oder "Heartbreak Hits" dann mal eben abgehen wie Primus zu ihren besten Zeiten, ist endgültig klar, dass mit dieser unverwüstlichen Band noch lange zu rechnen ist. -- Dirk Siepe