Tosca haben die Rhythmusmaschinen und Geräte angeschmissen, und natürlich laufen sie wieder rund. Der Albumtitel Dehli9 könnte die Befürchtung aufkommen lassen, dass die beiden versierten Sound-Weichzeichner Richard Dorfmeister und Rupert Huber wieder hippiesken Klängen verfallen sind. Wie damals in den 80er-Jahren, als die beiden in Wien der Schülerband Dehli9 angehörten. Dorfmeister spielte Keyboard, Flöte und Gitarre, Huber ebenfalls Keyboard und ein türkisches Saiteninstrument. Das Equipment war natürlich viel simpler, doch damit legten sie die Fundamente zu ihrem Klangkosmos. Dehli9 greift die Kompositionstechnik von einst wieder auf: Sounds und Grooves werden von analogen Instrumenten begleitet. Die Melodien kommen von alleine, der Gesang wird später darüber gelegt. Die Gast-Vokalisten heißen diesmal Anna Clementi, Tweed, Earl Zinger oder Graf Hadik. Dehli9 ist also kein zusammengestöpseltes Laptop-Album, sondern organisch gewachsen und strahlt deshalb eine angenehme Wärme aus. Schönstes Stück auf CD eins ist trotz des wenig gelungenen Titels "Gute Laune", ein dubbiger Up-Tempo-Track mit Tweed am Mic. Die zwölf Instrumental-Nummern auf CD zwei haben einen ganz anderen Charakter. Hinter so merkwürdigen Namen wie "Einschlaf", "Song", "Romanze in Es" oder "D-Moll" befinden sich minimalistische Pianokompositionen, die von reduzierten Sounds begleitet werden. Diese Musik befindet sich permanent im Schwebezustand und dürfte so manchem Fan von Erik Satie gefallen. --Sven Niechziol