Aber schön war es doch

Am 1. Februar 2002 starb in Berlin mit Hildegard Knef eine der letzten Grandes Dames des Showgeschäfts. Ihr zu Ehren ist die CD Aber schön war es doch erschienen, deren 18 Titel schmerzlich verdeutlichen, wie viel wir ihr zu verdanken haben. Mit spitzer Feder und sicherem Gespür für Wort und Pointe verlieh Hildegard Knef dem deutschen Chanson Eigenschaften, die zugleich ihre eigene Persönlichkeit charakterisierten: Selbstironie, Weltoffenheit und das Fehlen jeglicher sentimentaler Jammereien -- denn schön war es doch! Treffender hätte der Titel dieser CD nicht gewählt sein können, steht er doch als Kredo über dem gesamten Leben Hildegard Knefs, welches seit frühester Kindheit alles andere als ruhig verlief. Eine kurze Selbsteinschätzung gibt sie in ihrer unnachahmlichen Mischung aus Humor und Weisheit in dem Stück "Von nun an ging"s bergab" zum Besten. Die sehr gelungene Zusammenstellung ihrer schönsten Lieder auf dem Album verdeutlicht eindrucksvoll ihre Fähigkeit, sich auch nach Schicksalsschlägen wieder aufzurappeln und dabei dem Leben schöne Seiten abzugewinnen. Dennoch, Plattitüden im Sinne von "Don"t worry be happy" sucht man bei Hildegard Knef glücklicherweise vergebens. Stattdessen zeigt sie im Stück "Ich brauch" Tapetenwechsel" mit Tiefgründigkeit und Witz, wohin Versuche der absoluten Selbstverwirklichung führen können -- allerdings im Falle einer Birke. Leicht hat sie es sich nie gemacht, auch nicht, als sie nach immerhin 18 Jahren noch einmal ins Studio ging, um mit dem Jazz-Trompeter Till Brönner eine Platte aufzunehmen. "Wer war froh, dass es Dich gab?" sowie Neueinspielungen von "Für mich soll"s rote Rosen regnen" und "Schön war es doch" wirken auf diesem Album fast wie ein bereits zu Lebzeiten vorgetragener weiser Nachruf einer alten und dabei schönen Stimme im modernen Ambiente aus Jazz und HipHop. Neben Offenheit und Dankbarkeit dem Leben gegenüber findet sich in Hildegard Knefs Liedern stets auch eine Spur von Trauer über dessen Vergänglichkeit. Weil diese Traurigkeit von niemandem so schmerzlich-schön besungen wurde wie von ihr selbst, wird es ihr noch lange über ihren Tod hinaus gelingen, eine ganze Nation in ihrem tiefsten Inneren zu berühren. Wie sonst sollte man sich den Kloß im Hals und die feuchten Augen erklären, die sich unweigerlich beim Anhören von Titeln wie "Es war beim Bal Paré" oder "Eins und Eins, das macht Zwei" einstellen? --Andreas Schultz