Cypress Hill haben die Dope-Schwaden beiseite geblasen und den Rock für sich entdeckt. Trotzdem betritt die Westcoast-Band mit Stoned Raiders -- Namensgeber ist ein Song vom Album III (Temples Of Boom) -- kein musikalisches Neuland. Die Fusion von HipHop und Rock vollzogen Sen Dog, B-Real, DJ Muggs und Bobo schon 1993, als sie mit Pearl Jam und Sonic Youth zwei Tracks für den Soundtrack Judgement Night einspielten. Die musikalische Offenheit der seit 1990 existierenden Gruppe ist auch in den Einzelteilen ihrer Mitglieder begründet. Der Italoamerikaner Lawrence Muggerud aka DJ Muggs stammt aus Queens / New York, Senen Reyes alias Sen Dog ist Kubaner und der mexikanische Kubaner Louis Freeze alias B-Real ist mit dem Gangstermilieu vertraut. Rap-Puristen waren die Hardcorekiffer schon durch ihre Touren mit 7 Year Bitch, Rage Against The Machine oder House Of Pain noch nie, diese konsequente Fusion von Rock und Rap auf Stoned Raiders ist in der langen Cypress Hill-Diskographie trotzdem neu. Nach etwas schwächeren Platten wie Skull & Bones oder Cypress Hill IV mit vielen zugedröhnten, nöligen Tracks geben die Aktivisten zur Legalisierung von Marihuana richtig Gas. Die verschiedenen Gesichter der L.A.-Gruppe zeigen sich an mehreren Songs. "Trouble" rockt in dieser neuen Härteliga, "Kronologik" bietet trockenen Funk. Auf "Bitter" zeigen sich CH von ihrer düsteren Seite, "Memories" arbeitet mit Dopebeats und "Here Is Something You Cant Understand", das auf dem Album Cypress Hill "How I Could Just Kill A Man" heißt, lebt in einer P-Funk-Version auf. So abwechslungsreich klangen Cypress Hill noch nie. --Sven Niechziol